Ziegelstempel vom Mainzer Bühnentheater

Ziegelstempel vom Mainzer Bühnentheater
Das Mainzer Bühnentheater gehört zu den frühesten römischen Großbauwerken am Rhein überhaupt, steht es doch im Nutzungskontext des monumentum Drusi (Kenotaph für den Feldherrn Drusus maior), errichtet von den Legionen des obergermanischen Heeresbezirkes bald nach 9 v. Chr. Jenseits der szenischen Theateraufführungen diente die Spielstätte mit ca. 10.000 Sitzplätzen als Versammlungsort für die jährlichen Gedenkfeiern der Gesandtschaften der gallischen civitates anläßlich des Todestages des bedeutenden Feldherrn und Stiefsohnes des Kaisers Augustus.
Die Datierungsfrage ist durch die Kombination von archäologischer Bauforschung und Auswertung stratifiziert-geborgener Funde aus den Grabungen der letzten Jahre von weit über die Stadt Mainz hinausreichender, historischer Bedeutung. Die laufenden architekturgeschichtlichen und baumaterialtechnischen Arbeiten weisen die freigelegten Baureste in spätrömische Zeit. Besondere Aufmerksamkeit kommt einer Ziegelplatte mit Stempel der 22. Legion (Flörsheimer Gruppe, Boppard Typ 1, Herstellungsprovenienz: Worms) zu, die aus Pfeiler 3, also den Substruktionen der östlichen cavea (Zuschauerränge), geborgen wurde. Dieser Ziegel wurde aus intaktem Konstruktionsverband einer Ziegeldurchschußlage gelöst, die in die massiven caementicium-Kerne der von Kalksteinhandquadern bekleideten Substruktionspfeiler einbinden. Der Ziegelstempel datiert die betreffende Bauphase des Theaters in konstantinische (308-310 n. Chr., t.p.q.) oder iulianische Zeit (355-360 n. Chr.).
Ein derart später Zeitansatz für das Mainzer Bühnentheater ist von erheblicher archäologisch-historischer Brisanz, da die Errichtung oder gründliche Erneuerung eines großen zivilen Repräsentationsbauwerkes in Mainz zu dieser Spätzeit nach konventioneller Meinung nicht erwartet wird!


Weitere Informationen zum Mainzer Bühnentheater (externer Link)